Eine Kolonie aus der Nachkriegszeit

Das Areal Cadonau im Lauf der Zeit
Vom Angestelltenquartier zum nachhaltigen Lebensraum von Mensch und Tier: Mit dem Projekt Baumweissling wird das nächste Kapitel dieses geschichtsträchtigen Quartiers geschrieben.

Die Wohnkolonie Waldhaus in Chur wurde für die Angestellten der 1892 eröffneten Psychiatrischen Klinik Waldhaus errichtet. Ausgangspunkt für den Bau der Siedlung in den Jahren 1945/46 waren die damals herrschende Wohnungsnot sowie Professionalisierungsbestrebungen in der Anstaltspsychiatrie. Der Fokus lag auf dem qualifizierten, verheirateten Personal mit Familie. Pfleger mit Fachkompetenz oder gar -ausbildung sollten durch die Gewährleistung einer guten Wohnsituation an die Institution gebunden werden – und ihr so längerfristig erhalten bleiben.

Seit ihrer Erbauung hat die Siedlung in ihrer Gesamtheit keine nennenswerten Veränderungen erfahren. Die Kolonie steht mitsamt dem Boden noch immer im Besitz des Kantons, sie wird allerdings seit geraumer Zeit nicht mehr exklusiv an Angestellte der psychiatrischen Klinik vermietet. Wegen der seit langem gehegten Abbruchpläne - die Siedlung ist nach Einschätzung der kantonalen Denkmalpflege nur bedingt schützenswert - blieb der Unterhalt der Häuser seit Jahren nur mehr auf das absolut Notwendige reduziert. Die zwölf Häuser wurden im Innern entsprechend den individuellen Bedürfnissen und Wünschen der jeweiligen Mieter von diesen selbst unterschiedlich stark modifiziert, sind aber in ihren wesentlichen Aspekten erhalten.

Die Häuser der Wohnkolonie Waldhaus folgen auffallend akkurat den Richtlinien, wie sie in dem anfangs 1944 erschienenen Leitfaden Sozialer Wohnungs- und Siedlungsbau für den Bau von freistehenden Einfamilienhäusern formuliert worden waren. Sie reflektieren das grosszügig subventionierte Siedlungsbauprogramm, mit dessen Lancierung der 1941 vom Bundesrat eingesetzte Delegierte für Arbeitsbeschaffung betraut worden war. Mit diversen Arbeitsbeschaffungskampagnen, sollte der von der Wirtschaftskrise besonders hart betroffene Bausektor unterstützt werden – besonders auch im Hinblick auf die erwartete Arbeitslosigkeit der Nachkriegszeit.

Quelle: Architekturhistorisches Gutachten Lic. phil. Ludmila Seifert-Uherkovich

 

Weitere Artikel: